HomeZeiterfassungModerne Arbeitszeitmodelle im Vergleich: So gestalten Unternehmen flexible Arbeitszeiten

Moderne Arbeitszeitmodelle im Vergleich: So gestalten Unternehmen flexible Arbeitszeiten

In einer Arbeitswelt, die sich immer schneller wandelt, ist Flexibilität ein entscheidender Erfolgsfaktor. Moderne Arbeitszeitmodelle bieten nicht nur Vorteile für die Mitarbeitenden – etwa eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben – sondern auch für Unternehmen, die auf Effizienz, Zufriedenheit und langfristige Bindung setzen.

Während klassische Modelle wie Vollzeit oder Teilzeit auf die Anzahl der zu leistenden Stunden fokussieren, beschreiben viele moderne Begriffe – wie Gleitzeit oder Jahresarbeitszeit – eher die Art der zeitlichen Verteilung und wie die Zeiterfassung rechnet. In diesem Beitrag werfen wir einen strukturierten Blick auf bewährte und innovative Modelle – und klären Unterschiede, Einsatzbereiche sowie Vorteile und Herausforderungen.

Unterscheidung: Beschäftigungsgrad vs. Arbeitszeitmodell

Bevor wir in die Details gehen, sollten wir einen zentralen Unterschied klären:

  • Beschäftigungsgrad (z. B. Vollzeit, Teilzeit): Gibt an, wie viele Stunden pro Woche gearbeitet werden (z. B. 100 % = 42 Stunden, 60 % = 25,2 Stunden).
  • Arbeitszeitmodell: Regelt, wie diese Stunden auf die Tage verteilt werden oder wie die Arbeitszeit rechnerisch betrachtet wird (z. B. Gleitzeit, Blockmodell, Jahresarbeitszeit).

Vollzeit

Vollzeitbeschäftigte arbeiten in der Regel 42 Stunden pro Woche (je nach Arbeitsvertrag und Branche auch 40 oder 45). Die Arbeitszeit ist meist auf Montag bis Freitag verteilt. Vollzeitmitarbeitende erhalten alle betrieblichen Leistungen und gelten in vielen Betrieben als „Standardmodell“.

Teilzeit

Teilzeitmodelle beinhalten eine reduzierte Wochenarbeitszeit und werden immer beliebter. Die Möglichkeiten der Abbildung sind sehr flexibel:

  • Beispiel 1: Eine 60 %-Stelle mit gleichmässiger Verteilung von Montag bis Freitag ergibt täglich 5:02 Stunden bei einer 42-Stunden-Woche.
  • Beispiel 2: Eine 60 %-Stelle kann auch an drei Tagen à 8:24 Stunden pro Woche geleistet werden – ideal für Mitarbeitende mit Betreuungspflichten oder Pendler.

Teilzeitarbeit hat in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen – besonders in der Schweiz.

Gleitzeit

Gleitzeit ermöglicht Mitarbeitenden, Beginn und Ende ihrer Arbeitszeit innerhalb eines festgelegten Rahmens selbst zu bestimmen. Voraussetzung ist die Einhaltung der täglichen oder wöchentlichen Sollzeit sowie einer Blockzeit / Kernzeit, in der alle anwesend sein müssen.

Gleitzeit schafft Autonomie, stärkt das Vertrauen und verbessert die Vereinbarkeit von Familie und Beruf – erfordert aber eine zuverlässige Zeiterfassung.

Jahresarbeitszeit

Bei der Jahresarbeitszeit wird die vereinbarte Gesamtarbeitszeit über das ganze Jahr verteilt. In Phasen mit höherem Arbeitsvolumen (z. B. Saisonspitzen) wird mehr gearbeitet, in ruhigeren Zeiten entsprechend weniger. Die Abrechnung erfolgt über ein Jahreskonto.

Dieses Modell eignet sich hervorragend für Unternehmen mit saisonalen Schwankungen und gibt sowohl Mitarbeitenden als auch Betrieben mehr Spielraum in der Einsatzplanung.

Vertrauensarbeitszeit

Bei der Vertrauensarbeitszeit verzichtet das Unternehmen auf eine systematische Zeiterfassung. Mitarbeitende tragen die Verantwortung, ihre Aufgaben innerhalb eines Rahmens selbstständig zu erfüllen. Die Arbeitszeit selbst rückt in den Hintergrund, es zählt das Ergebnis.

Das Modell erfordert ein hohes Mass an Eigenverantwortung und Vertrauen – eignet sich aber vor allem für Projektarbeit oder Führungspositionen. Hinweis: In der Schweiz gelten dennoch die gesetzlichen Regeln zur Höchstarbeitszeit. Eine Mindestform der Dokumentation ist notwendig, siehe Artikel 73a und 73b ArGV1.

Projektbezogene Arbeit

Hier richten sich Arbeitszeiten nach Projektphasen: In intensiven Abschnitten wird mehr gearbeitet, nach Abschluss folgt häufig eine ruhigere Phase oder Freizeitkompensation. Dieses Modell ist besonders in der IT, Kreativ- und Beratungsbranche üblich.

Jobsharing

Zwei oder mehrere Personen teilen sich eine Stelle. Arbeitszeit und Aufgaben werden aufgeteilt – ideal für Fachkräfte mit reduziertem Pensum, die Verantwortung tragen möchten. Damit das Modell funktioniert, ist eine enge Absprache notwendig.

Blockmodell

Beim Blockmodell (v. a. bei Teilzeitstellen) wird ein 100 %-Pensum über einen bestimmten Zeitraum erbracht – anschliessend folgt eine längere Auszeit. Es eignet sich für Sabbaticals, Weiterbildungen oder Betreuungspflichten und muss klar im Arbeitsvertrag geregelt sein.

Homeoffice

Das Arbeiten von zu Hause aus ist heute für viele Berufe selbstverständlich geworden. Es ermöglicht eine hohe Flexibilität und spart Pendelzeit – stellt aber auch Anforderungen an die Organisation, Kommunikation und Zeiterfassung.

Empfehlung: Unternehmen sollten klare Regeln für das Homeoffice in einem Betriebsreglement oder Mitarbeiterhandbuch festhalten – etwa zu Erreichbarkeit, Arbeitszeit, Datenschutz oder Ausstattung.

Freelancing

Freelancer sind selbständig erwerbend, arbeiten für verschiedene Auftraggeber und bestimmen selbst über ihre Arbeitszeit. Sie übernehmen nicht nur die fachlichen Aufgaben, sondern auch Akquise, Buchhaltung und Administration. Flexibel – aber auch fordernd.

Workation

Workation kombiniert Arbeit und Reise: Mitarbeitende erledigen ihre Aufgaben von einem anderen Ort – zum Beispiel aus dem Ausland. Die Arbeitszeit bleibt bestehen, der Ort ändert sich. Besonders für Digitalarbeiterinnen und -arbeiter attraktiv.

Wichtig: Unternehmen müssen arbeitsrechtliche, steuerliche und datenschutzrechtliche Aspekte klären, bevor sie Workation genehmigen.

Mitarbeitende auf Abruf

Diese Mitarbeitenden stehen bereit, wenn Bedarf besteht – typischerweise im Einzelhandel, in der Hotellerie oder im Eventbereich. Die Arbeitszeit variiert stark und wird kurzfristig geplant. Transparente Kommunikation ist hier entscheidend.

Fazit

Ob klassische Vollzeit, moderne Vertrauensarbeitszeit oder innovative Konzepte wie Workation – die Vielfalt der Arbeitszeitmodelle erlaubt es Unternehmen, flexibel auf unterschiedliche Lebensphasen, Branchen und Anforderungen zu reagieren.

Wichtig ist, dass das gewählte Modell sowohl den Bedürfnissen der Mitarbeitenden als auch den betrieblichen Zielen entspricht. Mit klaren Regeln, passenden Tools (z. B. Zeiterfassungssystemen) und gegenseitigem Vertrauen lassen sich fast alle Modelle erfolgreich umsetzen.