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Unterschiede Überstunden und Überzeit in der Schweiz

Inhaltsverzeichnis

Definition: Überstunden vs. Überzeit

In der Schweiz gibt es eine gesetzlich verankerte Differenzierung zwischen Überstunden und Überzeit. Überstunden entstehen dann, wenn die im Arbeitsvertrag vereinbarte wöchentliche Arbeitszeit überschritten wird, ohne jedoch die gesetzlich geregelte Höchstarbeitszeit zu übersteigen. Solche Mehrarbeit wird oft durch Gesamtarbeitsverträge oder interne Betriebsregelungen konkretisiert.

Überzeit hingegen liegt vor, wenn die Arbeitszeit über die gesetzliche Höchstgrenze hinausgeht. Diese ist im Arbeitsgesetz festgelegt und beträgt je nach Branche 45 bzw. 50 Stunden pro Woche. Sobald diese Grenzen überschritten werden, gelten strengere gesetzliche Vorschriften. Überzeit ist stärker reguliert und wird in der Regel mit einem gesetzlichen Zuschlag vergütet.

Die Unterscheidung ist nicht nur für die rechtliche Bewertung von Bedeutung, sondern auch für die korrekte Lohnabrechnung und die Einhaltung des Arbeitsrechts. Arbeitgeber wie Arbeitnehmende sollten diese Differenzierung verinnerlicht haben, um Missverständnisse oder Konflikte zu vermeiden.

Gesetzliche Grundlagen in der Schweiz

Überstunden sind im Obligationenrecht (Art. 321c OR) geregelt. Laut Gesetz sind sie dann geschuldet, wenn sie betrieblich notwendig sind und vom Arbeitgeber angeordnet oder zumindest toleriert wurden. Die Überstunden können entweder durch Freizeit ausgeglichen oder mit einem Zuschlag von 25% ausbezahlt werden, sofern keine abweichende Regelung vereinbart wurde.

Im Unterschied dazu ist die Überzeit im Arbeitsgesetz (ArG, Art. 9) geregelt. Die Höchstarbeitszeit beträgt für Angestellte in industriellen oder dienstleistungsnahen Bereichen 45 Stunden, für übrige Arbeitnehmende 50 Stunden pro Woche. Arbeitszeit, die darüber hinausgeht, gilt als Überzeit und muss zwingend mit einem Zuschlag von mindestens 25% entschädigt werden. Ausnahmen sind nur bei Kompensation durch gleichwertige Freizeit innerhalb eines angemessenen Zeitraums erlaubt. Mehr zur Höchstarbeitszeit hier

Zusätzlich bestehen gesetzliche Obergrenzen für Überzeit: Bei einer 45-Stunden-Woche dürfen pro Jahr höchstens 170 Stunden Überzeit geleistet werden, bei 50-Stunden-Wochen maximal 140 Stunden. Diese Regelungen dienen dem Gesundheitsschutz und sollen übermässige Belastungen vermeiden.

Vergütung & Kompensation

Überstunden

Die Überstundenvergütung richtet sich in der Regel nach dem vereinbarten Stundenlohn. Wird nichts anderes schriftlich geregelt, sieht das Obligationenrecht eine finanzielle Abgeltung mit 25% Zuschlag oder eine Kompensation durch Freizeit vor. Unternehmen können durch spezifische Regelungen im Arbeitsvertrag oder Gesamtarbeitsvertrag abweichende Vereinbarungen treffen.

Es empfiehlt sich, diese Regelungen schriftlich festzuhalten, um bei Lohnabrechnungen, Konflikten oder Gerichtsverfahren klare Verhältnisse zu schaffen.

Überzeit

Überzeit muss grundsätzlich mit 25% Zuschlag vergütet werden, wenn kein Freizeitausgleich erfolgt. Diese Vorschrift ist zwingend und kann nur in Ausnahmefällen abgeändert werden. Wichtig: Die Überzeit ist ausschliesslich erlaubt, wenn sie notwendig und vorübergehend ist. Längerfristige Überzeit verletzt das Arbeitsgesetz und kann Sanktionen zur Folge haben.

Für Unternehmen bedeutet das: Eine korrekte Erfassung und Abgeltung von Überzeit ist nicht nur sozial, sondern auch rechtlich notwendig.

Flexible Arbeitszeitmodelle

Um Überstunden und Überzeit zu reduzieren, setzen viele Betriebe auf flexible Arbeitszeitmodelle:

  • Gleitzeit: Mitarbeitende können Beginn und Ende der Arbeit selbst bestimmen, innerhalb eines definierten Rahmens.
  • Teilzeit: Besonders beliebt bei Eltern, Studierenden oder Menschen mit Pflegepflichten.
  • Jahresarbeitszeit: Arbeitszeit wird auf ein Jahr verteilt, ideal bei saisonalen Schwankungen.
  • Homeoffice: Flexible Gestaltung von Arbeitsort und -zeit, erfordert aber lückenlose digitale Zeiterfassung.

Weitere Vergleiche findest du im Beitrag Moderne Arbeitszeitmodelle im Vergleich.

Eine klare Arbeitszeiterfassung ist auch bei flexiblen Modellen unerlässlich, damit Überstunden nicht unbemerkt anfallen und Mitarbeitende geschützt bleiben.

Auswirkungen auf das Arbeitsverhältnis

Häufen sich Überstunden oder Überzeit ohne adäquaten Ausgleich, wirkt sich das negativ auf das Betriebsklima aus. Mitarbeitende empfinden eine dauerhafte Mehrbelastung als ungerecht, was zu Unzufriedenheit, erhöhtem Stressniveau oder sogar Burnout führen kann. Warum Ruhezeiten wichtig sind

Andererseits kann ein transparenter Umgang mit Mehrarbeit die Motivation fördern. Studien zeigen, dass Unternehmen mit klaren Regelungen zur Arbeitszeitbindung geringere Fluktuation und höhere Mitarbeiterzufriedenheit aufweisen. Motivierte Mitarbeitende als Erfolgsfaktor Darum ist es wichtig, den Dialog zu suchen und die geleisteten Stunden zu erfassen, etwa mit Tools wie Timesafe.

Zeiterfassung und Dokumentation

Eine exakte und transparente Erfassung der Arbeitszeit ist das Fundament einer gesetzeskonformen Behandlung von Überstunden und Überzeit. Die folgenden Punkte sollten beachtet werden:

  • Verwendung eines digitalen Zeiterfassungssystems (z. B. Timesafe)
  • Regelmässige Prüfung der aufgezeichneten Zeiten durch Arbeitnehmende und Vorgesetzte
  • Erfassung von Pausen, Sonderzeiten, Wochenendeinsätzen
  • Archivierung der Aufzeichnungen zur Nachweisführung
  • Proaktive Kommunikation bei Unstimmigkeiten

Praxisbeispiele

Einzelhandel: Eine Angestellte mit 42 Stunden vertraglicher Arbeitszeit arbeitet eine Woche lang 45 Stunden → 3 Stunden Überstunden.

Industriebetrieb: Ein Techniker mit einer gesetzlichen Höchstarbeitszeit von 50 Stunden leistet 52 Wochenstunden → 2 Stunden Überzeit, zuschlagspflichtig.

Startup: Mitarbeitende in einem agilen Projektteam dokumentieren ihre Arbeitszeit nicht systematisch. Nach einem Konflikt müssen Überstunden mühsam rekonstruiert werden – ein Fall, der mit Timesafe vermeidbar gewesen wäre.

Checklisten für Unternehmen und Mitarbeitende

Für Arbeitgeber

  • Sind Arbeitszeitmodelle im Betrieb klar geregelt?
  • Werden Überstunden systematisch erfasst?
  • Existieren klare Vereinbarungen zur Abgeltung?
  • Wird die gesetzliche Höchstarbeitszeit beachtet?
  • Erfolgt ein regelmässiger Abgleich mit Zeiterfassungssystemen?

Für Arbeitnehmende

  • Kenne ich meine vertragliche und gesetzliche Arbeitszeit?
  • Dokumentiere ich meine Stunden korrekt?
  • Fordere ich Kompensation rechtzeitig ein?
  • Stimme ich Überstunden ab oder arbeite ich „einfach drauflos“?
  • Habe ich Belege für geleistete Mehrarbeit archiviert?

Häufige Fragen (FAQ)

Was ist der Unterschied zwischen Überzeit und Überstunden?
Überstunden entstehen, wenn die vertraglich vereinbarte Arbeitszeit überschritten wird, bleiben aber unterhalb der gesetzlichen Höchstarbeitszeit. Überzeit beginnt erst, wenn diese gesetzliche Grenze überschritten wird (45 bzw. 50 Stunden pro Woche, je nach Branche).
Wie viele Überstunden darf ich in der Schweiz leisten?
Es gibt keine explizite Obergrenze für Überstunden, solange sie betrieblich notwendig, vom Arbeitgeber akzeptiert und zumutbar sind. Allerdings dürfen sie die gesetzliche Höchstarbeitszeit nicht verletzen.
Muss mein Arbeitgeber Überstunden genehmigen?
Ja. Überstunden sind nur dann geschuldet, wenn sie vom Arbeitgeber angeordnet oder zumindest geduldet wurden. Eigenmächtig geleistete Überstunden sind nicht automatisch entschädigungspflichtig. Weitere Infos: Überstunden: gesetzliche Vorgaben
Wie wird Überzeit abgerechnet?
Überzeit muss entweder mit einem Zuschlag von 25% oder durch gleichwertigen Freizeitausgleich entschädigt werden. Die gesetzliche Grundlage findet sich im Arbeitsgesetz (ArG).
Können Überstunden verfallen?
Ja. Gemäss Obligationenrecht verjähren Überstundenansprüche nach fünf Jahren. In Gesamtarbeitsverträgen oder Arbeitsverträgen können kürzere Fristen vereinbart sein.
Darf ich Überstunden verweigern?
Nur unter bestimmten Voraussetzungen. Wenn die Überstunden unzumutbar sind (z. B. bei gesundheitlicher Überlastung) oder gesetzliche Obergrenzen überschritten werden, kann eine Verweigerung gerechtfertigt sein.
Was tun bei regelmässiger Überlastung?
Das Gespräch mit dem Vorgesetzten suchen, Arbeitsbelastung dokumentieren, HR informieren und auf eine transparente Zeiterfassung bestehen.
Wie kann ich Überzeit nachweisen?
Ja, infolge einem vollständigem Zeiterfassungsprotokoll. Idealerweise nutzen Sie ein digitales Tool wie Timesafe, das alle Arbeitsstunden, Pausen und Abweichungen nachvollziehbar dokumentiert.

Fazit

In der Schweiz ist die Unterscheidung zwischen Überstunden und Überzeit essenziell für ein rechtskonformes Arbeitsverhältnis. Unternehmen wie Mitarbeitende profitieren von klaren Regelungen, transparenter Zeiterfassung und gegenseitigem Vertrauen. Moderne Tools wie Timesafe helfen dabei, diese Prozesse effizient und korrekt abzubilden.