HomeZeiterfassungPikettdienst in der Schweiz: Rechte, Pflichten & Vergütung im Überblick

Pikettdienst in der Schweiz: Rechte, Pflichten & Vergütung im Überblick

Inhaltsverzeichnis

Was versteht man unter Pikettdienst?

Pikettdienst bedeutet, dass Mitarbeitende ausserhalb ihrer regulären Arbeitszeit für dringende Einsätze bereitstehen. Die Mitarbeitenden müssen kurzfristig erreichbar und einsatzbereit sein – sei es für technische Notfälle, Sicherheitsvorfälle oder dringende Kundenanfragen. Je nach Ort und Einschränkung unterscheidet man:

  • Am Arbeitsort: Aufenthalt am Betrieb oder definierten Ort – zählt voll zur Arbeitszeit.
  • Mobil (z. B. zuhause): Nur der effektive Einsatz zählt als Arbeitszeit.

Mehr zu digitalen Lösungen findest du hier: TimeSafe Zeiterfassung.

Rechtliche Grundlagen

Pikettdienst ist in der Schweiz durch das Arbeitsgesetz (ArG) geregelt. Laut Art. 14 Abs. 1 ArGV 1 (Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz) gilt Pikettdienst am Arbeitsort als Arbeitszeit. Weitere relevante Vorschriften:

  • Art. 13 ArG: Bereitschaftsdienst kann Arbeitszeit darstellen, wenn Mobilität eingeschränkt ist.
  • Art. 15 ArG: Nach einem Piketteinsatz muss eine Ruhezeit von mindestens 11 Stunden gewährleistet sein.

Quelle: ArG & ArGV 1 auf fedlex.admin.ch

Zählt Pikettdienst zur Arbeitszeit?

Die Antwort hängt vom Aufenthaltsort und der Verfügbarkeit ab:

  • Ja, wenn sich die Person am Arbeitsort befindet oder der Einsatzort klar eingeschränkt ist.
  • Teilweise, wenn sofortige Reaktion verlangt wird – selbst bei Aufenthalt zu Hause.
  • Nein, wenn keine Ortsbindung besteht und der Einsatz freiwillig ist.

Ein zuverlässiges Zeiterfassungssystem dokumentiert, wann tatsächlich gearbeitet wurde – das verhindert spätere Diskussionen.

Pflicht zur vertraglichen Regelung

Pikettdienst ist nicht automatisch verpflichtend – er muss im Arbeitsvertrag oder GAV ausdrücklich geregelt werden. Dabei sollten folgende Punkte enthalten sein:

  • Dauer und Häufigkeit des Dienstes
  • Reaktionszeit (z. B. innert 30 Minuten einsatzbereit)
  • Vergütungsmodell
  • Konkrete Orte oder Regionen des Einsatzes

Vergütung und Pikettzulagen

Es gibt keine gesetzlich vorgeschriebene Höhe – üblich sind:

  • Grundpauschale für Bereitschaft (z. B. CHF 150/Monat)
  • Stundenlohn für effektiven Einsatz (z. B. CHF 75 pro Stunde)
  • Zuschläge für Nacht- und Wochenenddienste (meist freiwillig)

Wichtig: Alle Entschädigungen gelten als Lohnbestandteil und sind AHV-/IV- und EO-pflichtig.

Digitale Zeiterfassung für Pikettdienste

Tools wie TimeSafe ermöglichen die korrekte Unterscheidung zwischen Bereitschaft und Einsatzzeit:

  1. Stempeln per Mobile-App oder Terminal
  2. Echtzeitdokumentation des Einsatzbeginns
  3. Separate Erfassung für Pikettzeit
  4. Berichte für HR und Buchhaltung

So wird die Lohnverarbeitung revisionssicher – und transparente Kommunikation mit Mitarbeitenden ist sichergestellt.

Checkliste und Praxisbeispiele

Typische Branchen mit Pikettdienst:

  • IT-Dienstleister (Serverausfälle, Notfall‑Support)
  • Elektriker oder Gebäudetechnik
  • Pflege und medizinische Einrichtungen

Checkliste:

  • ✅ Vertragliche Regelung vorhanden
  • ✅ Vergütung klar definiert
  • ✅ Klare Dokumentation der Einsätze
  • ✅ Ruhezeiten überprüft
  • ✅ Zeiterfassungstool eingerichtet

Unterschied zur Arbeit auf Abruf

Arbeit auf Abruf: Kein festes Zeitfenster, Mitarbeitende arbeiten nur bei konkretem Bedarf. Es bestehen keine klaren Reaktionspflichten.

Pikettdienst: Genaue Vereinbarungen, feste Reaktionszeiten, potenzielle Arbeitszeit schon ab Bereitschaftsphase.

FAQ

1. Ist Pikettdienst in der Schweiz gesetzlich geregelt?
Ja, u. a. durch Art. 13–15 des Arbeitsgesetzes und Art. 14 ArGV 1.
2. Müssen Mitarbeitende Pikett leisten?
Nur, wenn dies vertraglich vereinbart wurde – Pikettdienst ist freiwillig ohne Regelung.
3. Darf ich während Ferien zum Pikett eingeteilt werden?
Nein – Ferien gelten als unterbruchsfreie Erholung und sind pikettfrei.
4. Was passiert bei Nichteinhaltung der Ruhezeit?
Verstösse gegen Art. 15 ArG können arbeitsrechtliche Folgen haben und die Gesundheit gefährden.

Fazit: Pikettdienst effizient und gesetzeskonform umsetzen

Pikettdienste sind in vielen Branchen unerlässlich – aber auch herausfordernd. Mit klaren Verträgen, fairer Vergütung und digitaler Unterstützung lässt sich der Aufwand für Unternehmen und Mitarbeitende transparent gestalten. TimeSafe hilft dabei, Einsätze sauber zu dokumentieren, rechtssicher zu archivieren und Missverständnisse zu vermeiden.